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Karin&Sharon: Das Einjährige

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Ex-Pfötlianer Sharon lebt seit Ende letzten Jahres bei Karin. Nach bestandenem Wesenstest und einer klitzekleinen Ehrenrunde in der Hundeschule zwecks Verbesserung des “Hörvermögens” geniesst Sharon ein Hundeleben ohne Maulkorb und Leinenzwang. Aus dem quirligen Am-Staff-Teenie mit dem Gemüt eines kleinen Teddybärs ist mittlerweile ein stattlicher American Staffordshire Terrier mit dem Gemüt eines grossen Teddybärs geworden. Und wo immer er auftaucht, vergrössert er seine Fangemeinde. Das Leben zu zweit hat sich auch auf das Prächtigste eingespielt: Karin hat Hund und Beruf dank Hundesitterin Sandy souverän unter einen Hut bekommen, Sharon seinen Platz in Karins Katzenhaushalt und Freundeskreis gefunden. Und ganz nebenbei noch eine Menge Fans in diesem Blog. Am 31.12.2010 war es ganz genau ein Jahr her, dass Sharon bei Karin eingezogen ist. Vieles war genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Manches aber auch schwieriger. Auf jeden Fall ist das Leben mit Hund ein anderes.

Herzlichen Glückwunsch zum Einjährigen, natürlich auch an Sharon.
Danke, werds ihm ausrichten, er schläft grad wieder irgendwo rum.

Mir kommts vor, als wärs mal eben ein paar Wochen her, dass Chrigi mir am Sylvestertag sagte, du würdest dich bis 12 Uhr entscheiden, ob du Sharon zu dir nimmst. Du hast es wirklich spannend gemacht.
Dabei hatte ich mich gefühlsmässig ja längst für ihn entschieden. Aber ich war mir nicht sicher, ob meine Lebenssituation auch für ihn die richtige war. Und so ging das mit dem Entscheiden ziemlich hin und her, bis ich mir selber eine Deadline gesetzt habe. Um ziemlich genau 12 Uhr habe ich dann Chrigi angerufen.

Du hattest dir im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht, ob und wie du einem Hund wie Sharon gerecht werden kannst. Was war einfacher, was schwieriger oder einfach anders als du es dir vorgestellt hast?
Sharon hat mein Leben schon sehr verändert. Ich habe mehr Verantwortung und bin zeitlich nicht mehr so abkömmlich und flexibel wie früher. Wenn Arbeitskollegen über den Mittag ins Restaurant essen gehen, dann gehe ich nach Hause um mit Sharon Gassi zu gehen. Wenn Freunde nach der Arbeit noch weg gehen, dann gehe ich heim, um Sharon und die Katzen zu versorgen. Das wusste ich zwar alles schon im Vorhinein, aber es war dann – zumindest am Anfang – doch schwieriger für mich, alles unter einen Hut zu bringen: Haus, Garten, Katzen, Hund, 100 %-Job, Sport. Da bleibt dann nicht mehr viel Zeit für anderes. Aber man wächst da auch rein, und je besser man seinen Hund kennt, desto besser weiss man ja auch, was man ihm zumuten, wohin man ihn mitnehmen oder wie lange er auch mal alleine bleiben kann. Wesentlich leichter als erwartet hat es mir Sharon selbst gemacht. Von Anfang an war er der brave, gehorsame, freundliche und fröhliche Hund, den sich wohl jeder hundeliebhabende Mensch nur wünschen kann.

Deine Situation hat eine Menge von der einer berufstätigen, alleinerziehenden Mutter, die für die Betreuung des Nachwuchses einiges an Organisationsarbeit leisten muss.
Kein schlechter Vergleich, nur dass es für Hunde keinen Kindergarten oder Schule mit Mittagstisch gibt. Insofern richtet sich mein ganzer Tagesablauf total nach Sharon, zumal ich ihn ja auch nicht mit ins Büro nehmen kann: Morgens vor der Arbeit einen kleinen Spaziergang, einen etwas längeren jeweils über Mittag und am Abend nach der Arbeit. Und das selbstverständlich bei jedem Wetter. Zu Hause fordert Sharon natürlich auch seinen Anteil Aufmerksamkeit, will hin und wieder beschmust und beschäftigt sein. Bin ich mal krank oder anderweitig verhindert, muss ich die Betreuung von Sharon entsprechend organisieren.

Hast du einen Dogsitter oder Dogwalker?
Ich hatte das grosse Glück, Sandy Knobel kennen zu lernen, sie ist Sharons Hundesitterin und geht mit ihm zwei Mal die Woche über Mittag ausgiebig spazieren. Und …. kann ich hier noch jemandem danken?

Klar, nur zu.
Ein riesengrosses Dankeschön an Rägi Schneider und ihre Familie, Sharons Lieblingsfamilie, die sich um ihn kümmert, wenn ich mal länger oder auch kurz weg bin und ihn nicht mitnehmen kann. Ohne euch könnte ich meinen Traum nicht leben und ihr erleichtert mein Dasein als “Alleinerziehende” sehr. Es ist aber nicht nur Zeit, die man in einen Hund und die Organisation des Alltags organisieren muss. Viele vergessen, dass die Erziehung, Verpflegung und medizinische Versorgung Kosten verursachen. Es gibt also eine Menge zu bedenken, bevor man sich einen Hund ins Haus holt. Wer aber eine gut durchdachte Entscheidung trifft, wird sie nie bereuen.

So wie du?
So wie ich.

Sharon gehört im Kanton Zürich seit 1.1.2009 zu den sogenannten Listenhunden. Welche Erfahrungen hast du als “Kampfhundbesitzerin” in der Begegnung mit anderen Menschen, Hundehaltern und Freunden gemacht?
Mit Freunden ausschliesslich positive. Sie haben Sharon nicht nur an meiner Seite akzeptiert, sondern sind richtige Fans geworden. Und auch mit fremden Menschen habe ich bisher grösstenteils gute Erfahrungen gemacht. Aber es gibt schon Begegnungen, bei denen die Menschen Sharon unfreundlich bis entsetzt anstarren und einen Bogen um uns machen. Als Sharon noch den Maulkorb tragen musste, hat ein Kind seinen Vater beim Vorbeigehen gefragt, warum der Hund so ein Ding vor der Schnauze trägt. Der Vater antwortete darauf “Weil das ein böser Hund ist.”  Ich bin wortlos weiter gegangen, traurig darüber, was Eltern ihren Kindern zum Teil an Halb- oder Unwissen mitgeben… Auch in meinem Quartier habe ich einmal ein Kind zum anderen sagen hören, dass dieser Hund böse und aggressiv sei und man ihm nicht zu nahe kommen darf. Hier bin ich dann mal kurz stillgestanden, habe tief Luft geholt und Sharon verteidigt – stellvertretend für all die anderen unproblematischen Pits und Am-Staffs, die es zuhauf gibt. Über die die Medien aber nie berichten. Sehr schöne Begegnungen hatte ich mit Menschen, die das erste Mal einen sogenannten „Kampfhund“ live und aus der Nähe gesehen haben, interessiert waren, Sharon kennen zu lernen und dabei festgestellt haben, dass er ein ganz normaler Hund ist. Diese Leute freuen sich heute, wenn sie Sharon wiedersehen. Und wenn Eltern anstatt ihren Kindern den Kontakt mit Sharon zu verbieten, ihm und mir vertrauen und ihrem Kind zeigen, wie man sich gegenüber einem Hund richtig verhält, dann finde ich das riesig!

Von Menschen mit Hund ist häufig zu hören, dass unsere Gesellschaft eher hundefeindlicher geworden ist. Wie erlebst du das?
Ich habe auch das Gefühl, dass unsere Gesellschaft eher hundefeindlicher geworden ist. Daran sind wir Hundehalter allerdings nicht ganz unschuldig. Es gibt einfach immer noch zu viele, die sich nicht einmal an die einfachsten Verhaltensregeln wie das konsequente Aufnehmen von Hundekot halten. Oder sie lassen ihren Hund frei rumlaufen, wo es nicht erlaubt ist und hindern ihn auch nicht daran, andere Spaziergänger zu belästigen. Was schon grundsätzlich absolut rücksichtslos ist, vor allem aber gegenüber Menschen, die Angst vor Hunden haben. Oder sie einfach nicht mögen. Handkehrum sehen sich viele, durchaus verantwortungsvolle Hundehalter mit Vorurteilen und geradezu aggressivem Verhalten von Menschen ohne Hund konfrontiert. Und das je länger je mehr. Hier kann und sollte jeder seinen Teil dazu beitragen, dass sich die Fronten nicht weiter verhärten. Für mich sind die entscheidenden Stichworte Toleranz und Rücksichtnahme. Wenn beides gegeben ist, dann sollte das Zusammenleben doch klappen. Genügend Platz für alle hat es ja.

Was waren im vergangenen Jahr für dich die schönsten Momente mit Sharon und welche waren eher schwierig?
Ein ganz schlimmer Moment war für mich, als Sharon nach dem Wesenstest erst einmal nicht vom Leinenzwang befreit wurde. Weil er bei einer Abrufübung nicht sofort reagiert, sondern noch eine Runde herumgeschnüffelt hat. Das war erst mal ein Schock. Etwas Gutes hatte das Ganze dann aber doch noch, ich habe Evelin Hertach kennengelernt, bei der Sharon und ich dann “zum Nachsitzen” in der Hundeschule waren. Von ihr habe ich sehr viel gelernt, Sharon ebenfalls, und zwar so schnell, dass Evelin ihm bald eine Empfehlung zum Aufheben des Leinenzwangs ausstellen konnte. Ebenfalls schwierig war es, als Sharon sich vergangenen Sommer bei einem Sprung aus dem See ans Ufer am Bein verletzt hat. Offensichtlich hatte er Schmerzen, ich konnte ihm aber erst einmal nicht helfen, weil er mich zunächst nicht an sich ran liess und sich überhaupt sehr “fremd” verhielt, gereizt war, sich abkapselte, einfach nicht Sharon war. Sehr “Sharon” ist es allerdings, dickköpfig zu sein, und immer mal wieder auch die Grenzen auszutesten, über die man sich eigentlich geeinigt hatte. Da er das äusserst charmant versucht, muss ich höllisch aufpassen, konsequent zu bleiben, das ist zuweilen nicht ganz einfach. Schöne Momente gab und gibt es unzählige. Ich geniesse ganz einfach, ihn bei mir zu haben, mit ihm zu spielen, zu knuddeln, etwas zu erleben, unterwegs zu sein. Ich freue mich immer wahnsinnig, wenn andere Menschen Sharon prima finden und auch Freude an ihm haben. Da bin ich dann jedes Mal stolz wie Oskar und denke, was für einen tollen Hund ich habe.

Was hast du im vergangenen Jahr an Sharon entdeckt an verborgenen Talenten oder Macken? Was kann er besonders gut, was gar nicht?
Was er sehr gut kann: Gähnen, häufig gähnen, circa zehnmal die Minute, das ist so sein Schnitt, wenn er mal eingegähnt ist.

Und enorm dickköpfig sein und seine Ohren auf Durchzug schalten. Darin ist er ein Weltmeister. Aber er ist auch klug genug zu wissen, wann der Spass aufhört und er sich besser wieder auf seinen guten Gehorsam besinnt. Worin er nicht so gut ist: Im feinmotorischen Spielen. Aufgrund seiner Rasse und seiner Kraft, ist das Spiel mit Sharon eher etwas grob und mit vielen Bodychecks durchsetzt. Wenn man ihn mit Nihna spielen sieht, wie neulich bei unserem Besuch im Pfötli, dann hat das Ganze mehr etwas von einem Wrestlingschaukampf, und die Geräuschkulisse ist dann jeweils auch äusserst beeindruckend. Was er gar nicht kann: Bellen und auf dem Spaziergang auf den Verzehr von Pferdeäpfeln verzichten. Guinessbuchrekordverdächtig: Für einen in Stücke geschnittenen Cervelat braucht er, grosszügig geschätzt, gerade mal fünf Sekunden. Schwupps, weginhaliert. Vermutlich war Sharon in seinem früheren Leben ein Staubsauger.

Nehmen wir mal an, Tiere denken so wie wir Menschen. Was würde Sharon zu folgendem einfallen:

Meine Lieblingsbeschäftigung:

Fressen, spielen, in der Sonne liegen bis ich dampfe, schmusen, schlafen … in dieser oder einer anderen Reihenfolge …

Andere Hundemänner und -frauen:

Mag ich! Vor allem zum Spielen und Rumrennen, gemeinsam im Schnee rumsitzen ist eher nicht so mein Ding.

Aufstehen am Morgen:

Definitiv das Allerletzte!

Das Pfötli:

Netter Laden mit sehr netten Leuten. War neulich mit Karin, dem grossen Oliver und dem noch nicht ganz so grossen Ramon mal wieder da und hab Nihna getroffen, meine alte Flamme.

Katzen:

Komische Wesen, die sofort schlechte Laune kriegen, wenn sie mich sehen. Aber trotzdem in meinem Bett pennen.

Neue Menschen kennenlernen:

Toll. Menschen sind einfach toll, sind ein Hobby von mir.

Luxus:

Coole Brillen, frisches Fleisch und mal ne Runde auf dem Beifahrersitz drehen (darf ich aber nicht bei Karin …)

Belohnung:

Goodies sind schon schwer in Ordnung, Spielen macht auch Laune, das beste ist und bleibt aber: mit Karin abhängen und zeitlich unlimitiert gern gehabt werden.

Der Beitrag Karin&Sharon: Das Einjährige erschien zuerst auf Tierisch.


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